Der Markt für Milch und Milcherzeugnisse im Jahr 2015
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Date
2016
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Das Jahr 2015 war für die deutsche und europäische Milchbranche in erster Linie durch das Auslaufen der Milchquote gekennzeichnet. National wie internatio-nal waren die Märkte für Milch und Milchprodukte von einem Angebotsüberhang und sinkenden Erzeu-gerpreisen geprägt. Auch die Verbraucherpreise san-ken erstmals seit 2009. Der durchschnittliche Erzeu-gerpreis lag in Deutschland unter 30 EURCent je Liter Milch und damit sowohl unter dem europäischen Durchschnitt als auch deutlich unter dem inländischen Vorjahresniveau. Dieses Preisniveau wird eine regula-tive Wirkung auf die Angebotsmenge an Milch haben und führt zu weiteren Betriebsaufgaben. Ein „Come-back“ der Quote kann aber nicht die Lösung sein und wird es nach Meinung von Experten auch nicht geben (DEUTSCHLANDFUNK, 2015; ZEIT, 2015). Die Milch-erzeuger müssen sich nach der langen Gewöhnung an die Marktregulierung nun auch zukünftig auf volatile Milchpreise einstellen und die verfügbaren Instrumen-te der Risikoabsicherung nutzen. Hierzu zählt die Bildung von Rücklagen in Zeiten hoher Milchpreise, aber auch die Ausschöpfung von neuen Möglichkeiten der Preisabsicherung durch die in den letzten Jahren entstandenen Terminmärkte. Mit Blick auf den Weg-fall der Quote haben die Milcherzeuger hingegen ins-besondere im Nordwesten Deutschlands mit Investitio-nen und Bestandsaufstockungen reagiert (DESTATIS, 2015a), und die Quote wurde im letzten Quotenjahr stärker denn je überliefert, mit entsprechend hoher Superabgabe. Die Überbrückung der Zeit bis zum nächsten Aufwärtstrend der Milchpreise, welcher nach Prognosen der RABOBANK nicht vor Mitte des Jahres 2016 zu erwarten ist (RABOBANK, 2015), kann für die Milcherzeuger zu einer Herausforderung werden. Das Angebot dürfte sich dabei nur langsam verknappen: Einzelbetrieblich erscheint es sinnvoll, mit bestehen-den Ressourcen den Output zu maximieren, also mehr Milch abzuliefern, um die Liquidität zu sichern. Die positive Erwartungshaltung des Handels, welcher im Jahr 2016 mit dem höchsten Umsatz seit Jahren rech-net, kann optimistisch stimmen, da auch Milch- und Milchprodukte zu den Kategorien gehören, bei denen sowohl Nachfrage- als auch Umsatzwachstum erwartet werden (LEBENSMITTEL PRAXIS, 2016). Ange-sichts der im letzten Jahr aufgebauten Lagerbestände und der fortgesetzten Stützungsmaßnahmen, dürfte sich eine solche positive Entwicklung jedoch nur zö-gerlich auf das Erzeugerpreisniveau auswirken. Die Verhandlungsposition der Molkereien gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH), die durch Fusionen gestärkt werden sollte, wird durch die zunehmende Listung kleinerer regionaler Molkereien und Versuche der Rückwärtsintegration des LEH konterkariert. Ak-tuelle Kooperations- und Fusionsbestrebungen werden insofern in Richtung einer Verbesserung der Effizienz und damit Kostensenkung fortgesetzt. Innovations-tätigkeit und Ausnutzung des fortgesetzten Nachhaltig-keitstrends sollten diese begleiten, um eine langfristig gefestigte Marktposition sicherzustellen.
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